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C A P

Fair Trade


Fairtrade klingt gut und wäre bitter nötig, leider wird diese einfache Grundvoraussetzung für eine Gesellschaft auf Augenhöhe meist nur als Label verstanden oder als Profit steigernde und verkaufsfördernde Massnahme eingesetzt. Sag mir Fairtrade und ich sag dir wie fair der Trade wirklich ist.

Nachweislich leiden viele Kleinbauern in sogenannten Entwicklungs- und Schwellenländern darunter, dass ihnen die zur Existenzsicherung notwendigen Absatzmärkte verwehrt bleiben. Ihnen fehlen oft die finanziellen Mittel, um sich die für sie notwendigen FairtradeZertifizierungen für ihre Produkte leisten zu können. Zusätzlich sind sie den hochsubventionierten industrialisierten Landwirtschaften der nördlichen Hemisphäre auf dem sogenannt freien Markt ausgesetzt und durch den unaufhaltsam fortschreitenden Landraub bedrängt. Es wird immer mehr Land in sogenannten Entwicklungsländern an Konzerne, Investmentgesellschaften und Staaten verpachtet oder verkauft. Alle sind sie auf der Suche nach Agrarflächen, um den stetig wachsenden Bedarf an nachwachsenden Rohstoffen zu decken. Es sind unterdessen zwischen 20 bis 50 Mio. Hektar Ackerland in Entwicklungsländern unter dem Einfluss ausländischer Investoren, der grösste Anteil davon betrifft Afrika. Das entspricht nahezu der Hälfte der gesamten EU Ackerflächen. Jene die von einem fairen Handel profitieren sollten, bleiben einmal mehr auf der Strecke.

Der Fairtrade Bio Latte macchiato und der Fairtrade Bio Muffin schmecken gelabelt noch um einiges besser, auf etwas muss man sich doch schliesslich noch verlassen können. Fairtrade ist angesagt und beruhigt das Gewissen, aber nur solange man nicht weiss oder nicht wissen will wer wirklich davon profitiert. Who cares what's behind it? Es sind wie so oft diverse Player aus den Reihen der üblichen Verdächtigen, mehrheitlich Nahrungsmittel Spekulanten, Grossverteiler und Supermärkte. Der ökonomische Imperativ kennt keine Skrupel und am Ende des Tages zählt nur der Profit an der Börse und der des Konzerns sprich seiner Anteilseigner. Das eiskalte und unsichtbare Händchen des sogenannt freien Marktes, presst alles aus Menschen und Ressourcen und erdrosselt jene die nicht mithalten können, frei von jeglicher Moral und Ethik. Die Mittel der Wahl für die südliche Hemisphäre sind Verschuldung, verbrecherische Handelsabkommen, exorbitante Subventionierung der eigenen landwirtschaftlichen Produkte und die Monopolisierung der Verarbeitung und Veredelung von importierten landwirtschaftlichen Produkten aus der südlichen Hemisphäre. So verbleibt garantiert ein Grossteil der Wertschöpfung in der nördlichen Hemisphäre. Überproduktionen im Fairtradebereich mangels Abnehmer und auf Grund von Nahrungsmittelspekulation, müssen mit Verlust auf dem sogenannt freien Markt verkauft werden. Es gibt definitiv auch einige ambitionierte Projekte im Bereich des fairen Handels, mit idealistischen und redlichen Motiven. Leider sind sie im grossen Spiel der totalen Vermarktung und der radikalen Kapitalisierung sämtlicher Lebensbereiche, "nur" ein weiterer Tropfen auf einen heissen Stein.

Der Wissenstransfer in den Süden wird vorsätzlich und nachhaltig verhindert, um das Niveau der Ausbeutung hoch halten zu können.

Scheinheilige und gut gemeinte Entwicklungshilfe sind nur Spott und Hohn, sie reicht nicht einmal mehr um das Gewissen zu beruhigen. Die Vorgehensweise und die zwangsläufig daraus resultierende Ungerechtigkeit, ist in einem auf  Telepolis erschienen Artikel, aufschlussreich und ausführlich dargestellt. Versteht man die Zusammenhänge und weiss um die Strukturen, muss einem als Konsument klar sein, dass es nicht reichen kann Fairtrade zu kaufen und Stimmzettel in Wahlurnen zu versenken. Es muss darauf bestanden werden, dass sich gewisse Dinge grundsätzlich ändern, unter anderem im Supermarkt vor Ort, konsequent, beharrlich und kreativ. Eine gerechte Aufteilung der Wertschöpfung und die Möglichkeit zur Verarbeitung der Rohprodukte vor Ort, wären ein Anfang. Hiermit sind hauptsächlich all jene Konsumenten gemeint, welche es sich leisten können, faire und wertige Nahrungsmittel zu kaufen!

Aber auch eine Veränderung hin zu wirklich fairem Handel, kann nur ein weiterer kleiner Schritt hin zu einer Gesellschaft auf Augenhöhe sein. Weg von einer Konkurrenz-Gesellschaft mit Warenwerten, hin zu einer Kooperations-Gesellschaft mit wahren Werten. Die sogenannt zivilisierten westlichen Wertegemeinschaften haben sich unterdessen reihenweise selbst und gegenseitig ad absurdum geführt und der globalisierte radikale Finanz- und Wirtschaftskapitalismus ist die unbeschreibliche Absurdität in Reinkultur. Der 150 jährige ultimative Komapatient, dessen Lebenserhaltungsmassnahmen in keinem Verhältnis zum Ertrag stehen. Nicht einmal mehr ihn möglichst schnell und effizient über den Jordan zu begleiten, würde sich rechnen. Was wir unter anderem dringend benötigen, wäre ein grundsätzlich neuer Gesellschaftsvertrag und den Bruch mit sämtlichen Machtstrukturen. Einen zukunftsfähigen weltweiten Fair Trade, welcher seinen Namen auch verdient.

Die weltweite Ausbeutungspyramide am Beispiel Afrika:
https://www.heise.de/tp/features/Die-weltweite-Ausbeutungspyramide-am-Beispiel-Afrika-3398573.html
 
M.K.X.

Anmerkung der Redaktion: Der Einfachheit halber wird vom Autor im gesamten Text die männliche Form verwendet; die weibliche Form und die daraus resultierenden Auswirkungen sind selbstverständlich eingeschlossen.

to be continued...

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Globalisierung ist das Wort für den Imperialismus des 21. Jahrhunderts. Die Globalisierung des Kapitals und die daraus resultierenden Auswirkungen haben unterdessen ein unerträgliches Mass an Obszönität erreicht, es ist Zeit für einen globalisierten Widerstand.   ★

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